Jeden Tag 100 Demenzkranke mehr in Deutschland
18. September 2012 von Regina Fleck
Am 21.9.2012 ist Welt-Alzheimertag in Stade und im Ärztehaus, Glückstädter Straße 8, Stade und das Programm beinhaltet interessante Veranstaltungen.
- 16.45 Uhr Willkommen
- 17.00 Uhr Lesung von Ruth Meyer aus “Der alte König in seinem Exil“ (Arno Geiger)
- 18.00 Uhr Konzert von Annett Kuhr aus ihrem neuen Programm “Zeit“
- 18.45 Uhr Erzählrunde “Demenz: zusammen leben“
„Wie Konfetti in meinem Kopf“, so beschrieb jemand sein Empfinden.
„Wie Tintenkleckse in meinem Gedächtnis“, sagte ein anderer.
Diese Zitate stammen von Menschen, die von ihrem “Leben mit Demenz“ erzählen.
„Die Kunst, im Augenblick zu leben“ erkannte jemand, der gern mit dementen Menschen singt und tanzt.
Demenz ist eine erworbene Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit, die Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Urteilsvermögen einschränkt und so schwerwiegend ist, dass die Betroffenen schließlich nicht mehr zu einer selbstständigen Lebensführung in der Lage sind.
Am 21. September 2012 wird wieder weltweit an die Personen in unserer Gesellschaft erinnert, die mit Demenz leben; bei mindestens zwei Drittel von ihnen lautet die Diagnose: “Alzheimer“.
In Stade haben Lisa Sitz als Leiterin der Selbsthilfegruppe der Angehörigen von Demenzkranken und Regina Fleck-Gutmann als 1. Vorsitzende des Vereins Herbstzeitlose e.V. den Auftrag übernommen, im Landkreis Stade einen weiteren Impuls zu setzen, mehr dafür zu tun, dass Menschen mit Demenz heute und in Zukunft ein menschenwürdiges Leben führen können und ihre Familien angemessene Unterstützung erhalten, wie es Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft kürzlich forderte.
Nach neuesten Berechnungen betraf die Diagnose Demenz im Jahr 2010 etwa 35,6 Millionen Menschen auf der Welt (Weltgesundheitsorganisation und Alzheimer´s Disease International).
In Deutschland spricht man von aktuell von 1,4 Millionen Betroffenen
(nach einer Neuberechnung durch Dr. Horst Bickel, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München, auf Basis aktueller Prävalenzraten der Dachorganisation Alzheimer Europe in Luxemburg, Stand 4.9.2012) und in Niedersachsen lautet die offiziell geschätzte Zahl: 143.960 erkrankte Personen im Alter von 65 aufwärts.
Wie die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft berichtet, treten Jahr für Jahr fast 300.000 Ersterkrankungen auf. Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr neuen Erkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Als Folge würde sich demnach ein jährlicher Zuwachs von 40.000 Personen mit Demenz ergeben, d.h. pro Tag mindestens 100 Neuerkrankungen.
Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft kommentierte die neuen Berechnungen: „Dies sind erschreckende Zahlen, die für alle Beteiligten ein Ansporn sein sollten, mehr dafür zu tun, dass Menschen mit Demenz heute und in Zukunft ein menschenwürdiges Leben führen können und ihre Familien angemessene Unterstützung erhalten. Niemand kann sagen: Damit haben wir nicht gerechnet oder das haben wir nicht gewusst.“
Zur Lesung und zum Konzert anlässlich des Welt-Alzheimertages in Stade wünschen wir uns eine rege Teilnahme von Menschen, die sich dem Thema Demenz neu widmen möchten oder müssen, beruflich und ehrenamtlich in diesem Bereich Tätigen und freuen uns besonders über die Teilnahme von Angehörigen demenzerkrankter Personen.
Menschen mit Demenz, besonders neu betroffene Personen sind ausdrücklich herzlich eingeladen.
Wir freuen uns auf eine berührende Lesung, die uns das Verstehen ins Herz schreibt, auf ein Konzert, das den Blick öffnet für die kleinen Momente, in denen man die Zeit vergisst und auf ein schönes Miteinander.
Voranzeigetext zur Lesung:
Was ist wichtig? Was macht unser Leben lebenswert?
Arno Geiger erzählt von seinem Vater, dem die Erinnerungen langsam abhanden kommen, dessen Orientierung in der Gegenwart sich auflöst. „Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm!“ Offen, liebevoll und heiter beginnt er seinen Vater von neuem kennenzulernen und hört auf seine nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätze. Entstanden ist ein lichtes, lebendiges, oft auch komisches Buch über ein Leben, das es immer noch zutiefst wert ist gelebt zu werden und das sich vielleicht nur wenig unterscheidet von dem Leben, das wir alle tagtäglich führen. (von Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil)
Ein Autor, der uns das Verstehen ins Herz schreibt. (Brigitte)